Im Jahr 1959 zogen die Peitschenknaller von der Wiedelaher Domäne am Silvesterabend das letzte Mal durch Wiedelah und gaben den Einwohnern ein Ständchen. Dieses war ein alter Brauch im Dorf, als die Bauern in Wiedelah und die Domäne noch Pferde bei der Arbeit eingesetzt haben. Es fanden sich immer ein paar Leute zusammen, die diese Kunst des Peitschenknallens mit einer Fuhrmannspeitsche beherrschten.
Wenn eine lederne Peitsche geschwungen wird, dann kracht und schnalzt sie durch die richtigen Hin- und Her-Bewegungen. Bei fehlerhafte Behandlung kann sie auch schon einmal rote Ohren oder schlimme Striemen auf der Haut verursachen. Je nachdem wie die Peitsche bewegt wird, erzeugt sie einen lauten Knall. Aus diesem Zusammenspiel mehrerer Fuhrmannsleute konnte dann mit etwas Phantasie eine Melodie herausgehört werden.
Wenn die Peitschenknaller abends durch das Dorf zogen, kammen die Bewohner aus dem Haus und übergaben ihnen Geld- oder Sach-Spenden. Viele schenkten ihnen bei der kalten Witterung auch noch einen Schnaps zum Aufwärmen ein. Das hatte dann aber manchmal zur Folge, dass die Peitschen-Melodie immer undefinierbarer wurde. Aber die Peitschenknaller konnten gut damit umgehen und kamen meistens unversehrt in das neue Jahr.
Als die Arbeitskraft der Pferde bei den einheimischen Bauern und auf der Domäne durch Maschinen ersetzt wurde, schlief dieses Brauchtum in Wiedelah jedoch ein.